IGPP-Archiv #10 (20.4.2023)
von Gerhard Mayer
von Gerhard Mayer
Eine verliebte schottische junge Frau namens Carole Compton folgte dem Wunsch ihres Freundes Marco und zog 1982, mit Heiratsplänen im Kopf, in dessen Heimatland Italien. Marco hatte noch Militärdienst abzuleisten, währenddessen Carole als Kindermädchen arbeitete. Sie sprach kaum italienisch.
Transkript eines Gesprächs von Hans Bender mit Carole Compton in Livorno
(8.9.1983) (Archiv des IGPP)
(Reproduktion, Fotograf:in: unbekannt)
An ihrer ersten Arbeitsstelle in Ortisei in Südtirol kam es Mitte Juli 1982 in kurzer Zeit zu zwei unerklärlichen Bränden, an der darauffolgenden Arbeitsstelle auf der Insel Elba Anfang August 1982 zu drei weiteren Bränden und einigen merkwürdigen Spukphänomenen. Die dort anwesende Großmutter des zu betreuenden Kindes bezichtigte die 20-jährige Carole als „Hexe“ und die Eltern zeigten sie wegen Brandstiftung an. Hinzu kam eine Anklage wegen versuchten Kindesmordes. Carole kam daraufhin in Untersuchungshaft und blieb insgesamt 17 Monate in italienischen Gefängnissen, bis sie schließlich am 12. Dezember 1983 vor Gericht gestellt wurde. Der Fall erregte schnell internationales Aufsehen. Während die Presse reißerisch über die junge „Hexe“ berichtete, wurden in Caroles Heimat Spenden zur Deckung der Prozesskosten eingesammelt.
Auch der britische Parapsychologe Guy Lyon Playfair (1935–2018) hörte von dem spektakulären Fall. Er vermutete einen klassischen Spuk und organisierte eine Kampagne unter Kollegen, die mit einer parapsychologischen Deutung des Geschehens die Anklage entkräften sollten. Professor Hans Bender in Freiburg kam als international anerkanntem Spuk-Experten eine besondere Rolle zu. Bender interviewte Carole am 8. September 1983 im Gefängnis in Livorno und erstellte für ihren Verteidiger eine Art Gutachten, in dem er auch auf Vergleichsfälle in Italien sowie in Freiburg hinwies.
Zeitungsausschnitte zum Fall Carole Compton
(Archiv des IGPP)
Gutachten von Hans Bender zum Fall Carole Compton, ins Italienische übersetzt
(12.1983) (Archiv des IGPP)
Die Verteidigung entschied sich jedoch, die parapsychologische Erklärung des Geschehens im Prozess nicht vorzubringen. Die Anklage wegen versuchten Mordes wurde aus Mangel an Beweisen fallengelassen. Carole wurde allerdings am 15. Dezember 1983 wegen Brandstiftung sowie versuchter Brandstiftung zu zweieinhalb Jahren Gefängnis verurteilt − dies offenbar ohne jeglichen Beweis und unter Missachtung der Aussagen der Brandsachverständigen. Aufgrund der langen Untersuchungshaft wurde Carole die Reststrafe erlassen. 40 Jahre nach den Ereignissen, die 1990 in einem Buch verarbeitet wurden und 2001 den Stoff für einen Mystery-Thriller lieferten, ranken sich um den Fall Carole Compton weiterhin einige ungeklärte Fragen.
Buchpublikation zum Fall (1990).
Privatbesitz
DVD des Films Superstition –
Spiel mit dem Feuer
(2001)
Transkript eines Gesprächs
von Hans Bender mit Carole Compton in Livorno (8.9.1983)
Archiv des IGPP, E/23_Fall Carole Compton (1982-1984)
(noch unverz.)
Gutachten von Hans Bender zum Fall Carole Compton,
ins Italienische übersetzt (12.1983)
Archiv des IGPP, E/23_Fall Carole Compton (1982-1984)
(noch unverz.)
Carole Compton
(Reproduktion, Fotograf:in: unbekannt)
Zeitungsausschnitte zum Fall Carole Compton
Archiv des IGPP, E/23_Fall Carole Compton (1982-1984)
(noch unverz.)
Carole Compton (mit Gerald Cole):
Superstition. The True Story of the Nanny They Called Witch,
London (Ebury Press) 1990.
Privatbesitz
DVD „Superstition − Spiel mit dem Feuer“ (2001)
Mediensammlung des IGPP, K-2004/0021
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