Eine stetig wachsende Zahl von Menschen in den westlichen Industriegesellschaften wendet sich spirituellen Weltanschauungen und Praktiken zu, während die Bindung an traditionelle religiöse Institutionen immer mehr an Bedeutung verliert. Dieser Wandel des religiösen Feldes wurde in den Sozial- und Religionswissenschaften als „spiritual turn“ bezeichnet.
Personen, die sich als spirituell verstehen, zeichnen sich vor allem aus durch ihr Interesse an einem persönlichen, individuell geprägten und erfahrungsorientierten Zugang zu einer höheren Wirklichkeit oder transzendenten Dimension, durch Gefühle einer allumfassenden Verbundenheit sowie die Suche nach Selbstverwirklichung und existenziellem Sinn.
Seit etwa Mitte der 1980 Jahre vollzog sich auch in den Gesundheitsberufen ein Wandel im Sinne eines „spiritual turns“. Dies zeigt sich in einem verstärkten Interesse an den möglichen Auswirkungen einer spirituellen Orientierung und Praxis auf die psychische und physische Gesundheit. Während in der Vergangenheit lange Zeit eine religionskritische Haltung vorherrschend war und die möglichen pathogenen Auswirkungen von Religiosität im Vordergrund des Interesses standen, richtet sich der Blick mittlerweile in zunehmendem Maße auch auf die salutogenen und wachstumsfördernden Aspekte von Spiritualität und Religiosität.