Referent
Institut für Systematische Theologie
Lehrstuhl für Religionswissenschaft und Interkulturelle Theologie
Friedrich-Alexander-Universität Erlangen
Zusammenfassung
Die akademische Magieforschung hat etwa seit Beginn des neuen Jahrtausends, inspiriert vom globalen Erfolg der Harry-Potter-Erzählung (“Pottermania”), an Fahrt aufgenommen. In den meisten historischen Disziplinen – von Ägyptologie und Altertumswissenschaft bis hin zur rezenten Religions- und Esoterikforschung – ist es heute nicht mehr verpönt oder karrieregefährdend, sich mit magischen Texten oder Praktizierenden auseinander zu setzen – im Gegenteil. Magieforschung ist drittmittelrelevant geworden: die deutsche Forschungsgemeinschaft finanziert derzeit nicht weniger als zwei Kollegforschungsgruppen (Erlangen, Würzburg) sowie ein interdisziplinäres Forschungsnetzwerk (Wort – Wirkung – Wunder) zur Thematik. Dies hat auch mit der Popularität magischer Techniken in der zeitgenössischen Popularkultur und insbesondere den sozialen Medien zu tun, wie die beeindruckenden Klickraten von “Witchtok”, der kommerzielle Erfolg sogenannter “Manifestations”-Trainer, oder auch die digitale Umsetzung einfacher (z.B. “sigillenmagischer”) Ritualtechniken im Rahmen von online-tools oder handy-apps zeigen. Kann die akademische Magieforschung mit diesen Entwicklungen Schritt halten? Wo liegen aktuelle Forschungslücken und -potenziale, und was wären nächste wichtige Entwicklungsschritte? Der Vortrag liefert hierzu Überlegungen aus interdisziplinärer Perspektive, insbesondere mit Blick auf die folgenden Themen: der Aufbau KI-gestützter Datenbanken; die Relevanz von Erfahrungsberichten; die Notwendigkeit eines globalen, komparativen Ansatzes; sowie der Beginn einer evidenzbasierten, experimentellen Magieforschung ohne ideologische Vorannahmen.