Parapsycho­logie und paranormale Phänomene

Außergewöhnliche Erfahrungen und Psychotizismus

Außergewöhnliche Erfahrungen (AgE) weichen von den in modernen Gesellschaften etablierten Realitätsvorstellungen, erkenntnistheoretischen Konzepten und wissenschaftlichen Prinzipien und Gesetzen ab. So gesehen haben AgE Ähnlichkeiten mit psychischen Störungen aus dem schizophrenen Formenkreis, die durch Realitätsverlust, z.B. in einer Psychose, gekennzeichnet sind.

Ein im klinischen Mainstream diskutiertes Paradigma geht von einem Psychosekontinuum aus. Psychosen werden darin als extreme Ausprägung einer allgemeinen Disposition betrachtet, die sich von unauffälligen Erscheinungsformen über leichte psychische Auffälligkeiten hin zur Symptomatik der Schizotypie und Schizophrenie ausprägen kann. Damit wird berücksichtigt, dass auch viele klinisch unauffällige Personen über Erlebnisse berichten, die mit wissenschaftlichen Standpunkten nicht vereinbar sind. Die bei AgE wahrgenommenen Phänomene können dann als subklinische Symptome auf dem Psychosekontinuum verortet werden.

AgE mit Psychosen bzw. Realitätsverlust gleichzusetzen ist hinsichtlich verschiedener Forschungsergebnisse nicht stimmig. Ein Psychosekontinuum impliziert, dass häufige und intensive AgE klinisch auffällig sind, während seltene AgE noch als unauffällig gelten. Studien hingegen zeigen, dass Personen mit Meditationspraxis, mit Nahtoderfahrungen oder sogenannte „Happy Schizotypes“ über häufige AgE berichten, dabei aber keine stärkere oder sogar geringere allgemeine Belastung aufweisen als Personen der Normalbevölkerung mit einem niedrigen AgE-Aufkommen.

Vor diesem Hintergrund gehen wir von zwei verschiedenen Kontinua aus, einem AgE-Kontinuum und einem Psychose-Kontinuum, die miteinander korrelieren. Um diese Annahme zu überprüfen, sind wir in diesem Projekt der Fragestellung nachgegangen, ob das AgE-Konstrukt vom Psychotizismus-Konstrukt, einer Facette des Persönlichkeitsinventar im DSM-5 (PID-5), unterschieden werden kann.

Die Ergebnisse zeigen, dass AgE ein eigenes, stabiles Konstrukt bilden, das nicht unter Psychotizismus (PID-5) subsumiert werden kann. Die noch nicht publizierten Ergebnisse wurden im IGPP-Kolloquiumsvortrag von Annette Zwickel vom 30.01.2024 vorgestellt (siehe Videomitschnitt).

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Sind Außergewöhnliche Erfahrungen (AgE) als subklinische Symptome eines Psychosekontinuums zu verstehen?

Projektteam