Gesellschaft – Wissen – Diskurse

Alltägliche Wunder (2000–2003)

Um die Jahrtausendwende wurde vom IGPP eine Bevölkerungsumfrage zur Vorstellbarkeit und zur Verbreitung paranormaler Erfahrungen durchgeführt. Mittels standardisierten Telefoninterviews wurde eine repräsentative Stichprobe von 1.500 Personen (ab 18 Jahren) aus Deutschland befragt. Mit ca. 200 Personen wurden zu einem späteren Zeitpunkt Leitfadeninterviews mit vertiefenden Fragen zu den Inhalten und Deutungen der Erfahrungen durchgeführt.

Hier die Hauptergebnisse:

  1. Der Großteil der Bevölkerung steht paranormalen Phänomenen durchaus aufgeschlossen gegenüber. Fast 90 Prozent der Befragten können sich die Existenz von Präkognition, Telepathie, außersinnlichen Wahrnehmungen oder UFOs vorstellen.
  2. Fast drei Viertel der 1.500 Befragten haben schon einmal etwas Außergewöhnliches erlebt, wozu auch Koinzidenz- und Déjà-vu-Erfahrungen zählen. Hinsichtlich „klassischer“ paranormaler Erfahrungen wie Wahrträume, Erscheinungen Verstorbener, Präkognition oder Spuk haben 50 Prozent der Befragten mindestens eines dieser Phänomene erlebt. Das bedeutet: Paranormale Erfahrungen sind in der Bevölkerung außerordentlich weit verbreitet und in diesem Sinne fast schon alltäglich.
  3. Für den einzelnen Menschen sind diese Erfahrungen hingegen biografisch eher selten und auch hinsichtlich ihrer Andersartigkeit und Erlebnisqualität außergewöhnlich bzw. „para-normal“.
  4. Die Zuschreibung als „außergewöhnlich“ geht nicht automatisch mit esoterischen, spirituellen oder religiösen Deutungen einher. Zudem führen diese außergewöhnlichen Erfahrungen nur in seltenen Fällen zu (psychologischen oder weltanschaulichen) Bewältigungsproblemen.
  5. Dennoch sprechen die Betroffenen sehr vorsichtig über ihre Erfahrungen und versichern ihrem Gegenüber häufig eine kritische Grundhaltung. Diese diskursive Schutzvorkehrung („geschützte Kommunikation“) resultiert aus der spezifischen Zuschreibung der Phänomene als irrational bzw. heterodox.
Abb. 1
Abb. 2
Publikationen

Bauer, E. & Schetsche, M. (Hrsg.) (2003). Alltägliche Wunder: Erfahrungen mit dem Übersinnlichen – wissenschaftliche Befunde. Würzburg: Ergon.

Schetsche, M. & Schmied-Knittel, I. (2005). „Zwischen Pragmatismus und Transzendenz. Außergewöhnliche Erfahrungen in der Gegenwart“. Zeitschrift für Religionswissenschaft 13(2): 175–92. https://doi.org/10.1515/zfr.2005.13.2.175.

Schmied Knittel, I. & Schetsche, M. Everyday Miracles (2012). Results of a Representative Survey in Germany. Mind & Matter 10(2): 169–184.