Im Fokus steht die Frage nach dem Stellenwert heterodoxer Deutungen in modernen Gesellschaften und deren Verhältnis zur Orthodoxie. Speziell im Bereich der Grenzgebiete leuchten entsprechende Überlegungen unmittelbar ein: „richtiges“ versus „falsches“ Wissen, paranormale Erfahrungen und exzeptionelle Praxisformen, wahrer Glaube und falscher Aberglaube, wissenschaftlicher Mainstream versus Para- oder Pseudwissenschaften, Faktenwissen versus alternative Wirklichkeitsbestimmungen… Ohne Frage zirkuliert in Gesellschaften neben (wissenschaftlich und lebensweltlich) anerkanntem Wissen immer auch ein gewisser Anteil abweichendes Wissen, das vielleicht nicht die Wirklichkeit insgesamt, aber doch spezifische Teile von ihr anders zu beschreiben, zu interpretieren und zu erklären sucht und sich in diesem Sinne in einem Geltungskonflikt mit der Orthodoxie befindet (die in der Regel für Zurückweisung sorgt).
Gesellschaft – Wissen – Diskurse
Heterodoxe Wissensbestände, Erfahrungen und Praktiken
Einführung
Aber was heißt dies ganz konkret?
Wie genau lässt sich in historischen oder aktuellen Gesellschaften orthodoxes von heterodoxem Wissen unterscheiden? Wer bestimmt darüber? Und was passiert mit den Menschen, die entsprechende Erfahrungen machen oder Praktiken ausüben?
Die Liste an Fragestellungen ist lang und verweist gleichermaßen auf theoretisch-konzeptionelle Überlegungen wie empirische Fallanalysen. Konkret geht es beispielsweise um folgende Forschungsthemen:
Wissenssoziologische Konzeption des Heterodoxiebegriffs inkl. diskursiver Differenzierungsprozesse hinsichtlich Grenzverläufen, Abschottungsversuchen, Übergangszonen
Konkrete empirische Ausprägungen und Felder von Heterodoxien (individuell, kollektiv, lebensweltlich, wissenschaftlich), deren soziale Verbreitung und Akzeptanz
Identifikation von (wissenschaftlichen, lebensweltlichen…) Abwehr- und Nihilierungsstrategien