Außergewöhnliche Erfahrungen (AgE) treten häufig in kritischen Lebenssituationen auf. Sie können als positiv und bereichernd empfunden werden, aber auch irritierend sein und Ängste auslösen.
Mehr als drei Viertel der Ratsuchenden, die wegen belastender AgE das Beratungsangebot des IGPP in Anspruch nehmen, leiden zudem unter sozialen, gesundheitlichen oder psychischen Problemen. Obwohl zweifellos Korrelationen zwischen AgE und psychischen Störungen existieren, dürfen AgE und klinische Symptome keinesfalls gleichgesetzt werden. Das Risiko, mindestens einmal im Leben eine psychische Störung zu entwickeln, liegt in europäischen Ländern zwischen 30 und 50 Prozent.
In repräsentativen Umfragen berichtet etwa die Hälfte der deutschen Bevölkerung über mindestens eine AgE, so dass Überschneidungen von psychischen Störungen und AgE wahrscheinlich sind.
Es ist von komplexen, bisher unverstandenen Wechselwirkungen auszugehen. Wenn man die Betrachtung nicht auf eine symptomorientierte Perspektive verengt, zeigt sich, dass AgE vor dem Hintergrund der Biografie und Lebenssituation der Betroffenen „Sinn machen“ und wichtige Funktionen für die Selbstregulation erfüllen. Die Klinische Parapsychologie beschäftigt sich mit diesen Zusammenhängen und verfolgt das Ziel, Erkenntnisse der wissenschaftlichen Parapsychologie in die psychologische Versorgung zu integrieren. Es werden, ohne weltanschauliche Festschreibungen, forschungsbasierte und empirisch fundierte Ansätze und Konzepte zur Beratung und Therapie für Menschen entwickelt, die sich durch AgE belastet fühlen.