Gesellschaft – Wissen – Diskurse

Magie und das Para­normale

Einführung

Magie und paranormale Phänomene sind untrennbar miteinander verbunden. Wenn wir an Magie denken, kommen uns außergewöhnliche Phänomene, bemerkenswerte Personen, Wunderbares, aber auch Okkultes, Finsteres und Täuschungen in den Sinn. Aus dem Fantasy-Genre sind wir vertraut mit unglaublichen Geschichten von magischer Macht über Gegenstände, Personen oder andere Lebewesen, über die Umwelt, das persönliche Schicksal oder gar das Wetter. Die Faszination für Magie und Zauber ist selbst in modernen Gesellschaften ungebrochen.

Es sind überwiegend religionswissenschaftliche, historische und anthropologische Ansätze, mit denen die wissenschaftliche Erforschung magischer Praktiken und Rituale angegangen wird. Die Frage nach der Wirklichkeit magischer Effekte und der Wirksamkeit magischer Praktiken wird meistens nicht gestellt. Nach einem physikalistisch-reduktionistischen Weltbild können Psi-Phänomene nicht existieren. Demnach kann es keine „echte“ Magie geben, und vermeintlich „magische“ Effekte beruhen auf Sinnestäuschungen oder Betrug.

Die Parapsychologie steht den phantastischen Erzählungen über magische Effekte ebenfalls kritisch gegenüber, doch wird die Möglichkeit von Psi-Phänomenen als eine wissenschaftlich nachgewiesene Realität akzeptiert. Deshalb lohnt sich für sie ein offener Blick auf diese Praxis, die auch in heutigen modernen Gesellschaften noch von Personen betrieben wird, bei denen der Verdacht einer rückständigen Uninformiertheit unangebracht wäre.

Folgende Fragestellungen im Kontext der Magie sind aus der Sicht der Parapsychologie von besonderem Interesse:

Cover des Buchs "Arkana Welten"
Abb. 1
Icon mit Fragezeichen

Ausgewählte Projekte

Der Magier und seine Welt(en)

In der im Jahr 2000 begonnenen Feldstudie wurden zwei Aspekte untersucht. Zum einen ging es um eine allgemeine Sichtung der heterogenen Szene, zum anderen um eine Befragung (neo-)schamanischer Anbieter:innen. Im Ergebnis der Sichtung der umfangreichen Schamanismus-Literatur, von Internetseiten und Zeitschriften konnten verschiedene Arbeitsweisen und Selbstdarstellungsformen der Schamanismus-Angebote im Kontext der Psycho- und Esoterikszene rekonstruiert werden. Die teilnehmende Beobachtung in verschiedenen Seminaren und einem Schamanismus-Kongress erbrachte Einblicke in die Praxis des Neo-Schamanismus sowie die Schamanismus-Rezeption im deutschsprachigen Raum.

Das inhaltlich-methodische Zentrum der Untersuchung bildeten Tiefeninterviews mit schamanisch tätigen Personen im deutschsprachigen Raum, die als Anbieter von Workshops, Kursen und Einzelbehandlungen in Erscheinung treten. Im Rahmen der umfangreichen Interviews wurden Erkenntnisse über Biografie, Motive, Angebote, Beliefs und Erfahrungen gewonnen und individuelle Unterschiede wie auch Gemeinsamkeiten herausgearbeitet. Zwei Themenbereiche, die mit der Arbeit des Instituts für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene zusammenhängen, waren dabei von besonderem Interesse: der Umgang und die Erfahrungen mit veränderten Bewusstseinszuständen sowie paranormale Erlebnisse, von denen im Zusammenhang mit Schamanismus regelmäßig die Rede ist. Zusätzlich wurden die Möglichkeiten und Grenzen der Integration individueller Erfahrungen in einen kulturellen Kontext ausgelotet, in dem schamanische/animistische Deutungsmuster nicht üblich sind.

Publikationen

Mayer, G. (2014). Heilung mit Geistern. Ethische Fragen im Kontext neoschamanischer Praktiken. In M. Utsch (Hrsg.), Spirituelle Lebenshilfe. Zwischen Esoterik, Psychologie und Seelsorge (Bd. 229, S. 29–43). Evangelische Zentralstelle für Weltanschauungsfragen. http://www.igpp.de/german/eks/EZW_Lebenshilfe_fin.pdf

Mayer, G. (2008). Healing with „spirits“: Ethical issues arising from neoshamanistic practices and similar forms of alternative healing. Spirituality and Health International9, 218–229. https://doi.org/10.1002/shi.352

Mayer, G. (2004). Neo-shamanism in Germany. In M. N. Walter & E. J. N. Fridman (Hrsg.), Shamanism. An Encyclopedia of World Beliefs, Practices and Culture. Zwei Bände (S. 496–500). ABC-Clio.

Mayer, G. (2003). Schamanismus in Deutschland: Konzepte—Praktiken—Erfahrungen. Ergon.

Projektmitarbeiter
Magische Praktiken und ihre Evaluation

Aufbauend auf die Interviewstudie aus den Jahren 2004-2007 wurden 2023 weitere vier Interviews mit magisch praktizierenden Personen durchgeführt, um die Themen (1) paranormale Erfahrungen von Magiern, (2) Bewertung der magischen Praxis und (3) Magie im Labor mit einem fokussierten Ansatz zu vertiefen. Die Evaluierung magischer Praktiken und Rituale stellt dabei ein zentrales Problem dar. Ähnlich wie in der Parapsychologie werden Verschiebungs- oder Trickster-Effekte beobachtet. Darüber hinaus sind die Möglichkeiten der Evaluierung weitgehend von den Zielsetzungen der Magier abhängig, etwa ob es sich um langfristige, wenig konkrete Ziele wie das Entwickeln eines besseren Selbstbewusstseins innerhalb eines Jahres oder um kurzfristige und konkrete Ziele wie das Wiedererlangen einer verlorenen Jacke innerhalb einer bestimmten Zeitspanne handelt. Dies macht es schwierig, den Erfolg magischer Operationen zu beurteilen.

Publikationen

Mayer, G. (2023). Magic and Its Evaluation – Reports and Views of Practitioners. Journal of Parapsychology, 87(2), 105-127. http://doi.org/10.30891/jopar.2023.02.02

Mayer, G. (2025). Was ist Magick und wie erfolgreich ist die Praxis? Magie unter der Lupe der Parapsychologie. Tattva Viveka, 103 (Juni 2025), S. 38–47.

Projektmitarbeiter