Gesellschaft – Wissen – Diskurse

Magie und das Para­normale

Einführung

Magie und paranormale Phänomene sind untrennbar miteinander verbunden. Wenn wir an Magie denken, kommen uns außergewöhnliche Phänomene, bemerkenswerte Personen, Wunderbares, aber auch Okkultes, Finsteres und Täuschungen in den Sinn. Aus dem Fantasy-Genre sind wir vertraut mit unglaublichen Geschichten von magischer Macht über Gegenstände, Personen oder andere Lebewesen, über die Umwelt, das persönliche Schicksal oder gar das Wetter. Die Faszination für Magie und Zauber ist selbst in modernen Gesellschaften ungebrochen.

Es sind überwiegend religionswissenschaftliche, historische und anthropologische Ansätze, mit denen die wissenschaftliche Erforschung magischer Praktiken und Rituale angegangen wird. Die Frage nach der Wirklichkeit magischer Effekte und der Wirksamkeit magischer Praktiken wird meistens nicht gestellt. Nach einem physikalistisch-reduktionistischen Weltbild können Psi-Phänomene nicht existieren. Demnach kann es keine „echte“ Magie geben, und vermeintlich „magische“ Effekte beruhen auf Sinnestäuschungen oder Betrug.

Die Parapsychologie steht den phantastischen Erzählungen über magische Effekte ebenfalls kritisch gegenüber, doch wird die Möglichkeit von Psi-Phänomenen als eine wissenschaftlich nachgewiesene Realität akzeptiert. Deshalb lohnt sich für sie ein offener Blick auf diese Praxis, die auch in heutigen modernen Gesellschaften noch von Personen betrieben wird, bei denen der Verdacht einer rückständigen Uninformiertheit unangebracht wäre.

Folgende Fragestellungen im Kontext der Magie sind aus der Sicht der Parapsychologie von besonderem Interesse:

Cover des Buchs "Arkana Welten"
Abb. 1
Icon mit Fragezeichen

Ausgewählte Projekte

Der Magier und seine Welt(en)

In den Jahren 2004–2007 wurde eine Interviewstudie mit magisch praktizierenden Personen im deutschsprachigen Raum durchgeführt, deren Hauptziel es zum einen war, generell Informationen über die im deutschsprachigen Raum vorfindbare Praktiken und die hinter ihnen stehenden Denksysteme zu bekommen, die über das Studium der entsprechenden Literatur und Internetseiten hinausging, zum anderen aber einen Einblick in die individuellen Zugänge zur magischen Praxis in einer modernen Gesellschaft westlichen Typs zu bekommen. Thematische Schwerpunkte der ausführlichen themenzentrierten Einzelinterviews waren:

  • Biografische Einbettung
  • Adaption magischer Wissensbestände
  • Magische Praxis und Formen der Evaluierung
  • Soziales Umfeld / Magische Netzwerke
  • Weltinterpretation und Weltbild
  • Ethik / Wertorientierung

Elf magisch praktizierende Personen wurden als Gesprächspartner gewonnen. Die Bandbreite der vertretenen magischen Richtungen war recht groß und reichte von Vertretern weißmagischer Orden (Servants of the Light) mit einem Schwerpunkt auf Ritualmagie bis zu Mitgliedern von satanischen Orden (Current of Seth). Bei den meisten Interviewpartnern handelte es sich um Personen mit einer langjährigen magischen Praxis; manche von ihnen können als Schlüsselfiguren der deutschsprachigen magischen Szene angesehen werden.

Publikationen

Mayer, G. (2008). Arkane Welten: Biografien, Erfahrungen und Praktiken zeitgenössischer Magier. Ergon.

Mayer, G. (2010). Moderne magische Praxis: Modelle—Techniken—Schulen. Grenzgebiete der Wissenschaft, 59(2), 99–134.

Mayer, G. (2012). Magier des 21. Jahrhunderts: Ein Versuch der Dimensionierung der Persönlichkeit des Magiers. In M. Schetsche & K. Krebber (Hrsg.), Grenzpatrouillen: Sozialwissenschaftliche Forschung zu außergewöhnlichen Erfahrungen und Phänomenen (S. 133–165). Logos.

Mayer, G. (2009). Magicians of the 21st century: An attempt at dimensioning the magician’s personality. Magic, Ritual, and Witchcraft, 4(2), 176–206. https://doi.org/10.1353/mrw.0.0150

Mayer, G. (2008). Die Bedeutung von Tradition und Geheimnis für praktizierende Magier des 21. Jahrhunderts: Ergebnisse eine Interviewstudie. Aries, 8(2), 117–138. https://doi.org/10.1163/156798908×327302

Projektmitarbeiter
Magische Praktiken und ihre Evaluation

Aufbauend auf die Interviewstudie aus den Jahren 2004-2007 wurden 2023 weitere vier Interviews mit magisch praktizierenden Personen durchgeführt, um die Themen (1) paranormale Erfahrungen von Magiern, (2) Bewertung der magischen Praxis und (3) Magie im Labor mit einem fokussierten Ansatz zu vertiefen. Die Evaluierung magischer Praktiken und Rituale stellt dabei ein zentrales Problem dar. Ähnlich wie in der Parapsychologie werden Verschiebungs- oder Trickster-Effekte beobachtet. Darüber hinaus sind die Möglichkeiten der Evaluierung weitgehend von den Zielsetzungen der Magier abhängig, etwa ob es sich um langfristige, wenig konkrete Ziele wie das Entwickeln eines besseren Selbstbewusstseins innerhalb eines Jahres oder um kurzfristige und konkrete Ziele wie das Wiedererlangen einer verlorenen Jacke innerhalb einer bestimmten Zeitspanne handelt. Dies macht es schwierig, den Erfolg magischer Operationen zu beurteilen.

Publikationen

Mayer, G. (2023). Magic and Its Evaluation – Reports and Views of Practitioners. Journal of Parapsychology, 87(2), 105-127. http://doi.org/10.30891/jopar.2023.02.02

Mayer, G. (2025). Was ist Magick und wie erfolgreich ist die Praxis? Magie unter der Lupe der Parapsychologie. Tattva Viveka, 103 (Juni 2025), S. 38–47.

Projektmitarbeiter