Parapsycho­logie und paranormale Phänomene

Okkultes Freiburg im 19. und 20. Jahrhundert – eine Topographie

In Folge der Eröffnung des Instituts für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene (IGPP) im Jahr 1950 galt die Stadt Freiburg bald als „Mekka der Parapsychologie“ oder – wie es der Journalist Albert Sellner 1986 ausgedrückt hat – als „locus occultus“. Während diese neuere Entwicklung nicht zuletzt durch den Fortbestand des IGPP durchaus bekannt ist, weiß man kaum etwas über den Stand und die Verbreitung des wissenschaftlichen und des populären Okkultismus in Freiburg in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts bzw. in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Zwar dürfte in diesem Zeitraum (also etwa 1850 bis 1950) die Verbreitung von okkultistischen Einrichtungen, Verlagen und Vereinen sowie die Anzahl praktizierender Okkultisten und Okkultistinnen bei weitem nicht so dicht und umfangreich gewesen sein wie etwa in den Hochburgen des urbanen Okkultismus Berlin, München und Leipzig, aber dennoch lassen sich in den Quellen eine ganze Reihe relevanter Hinweise auf besondere Einrichtungen, auf interessante Einzelereignisse sowie auf mit der Materie intensiv befasste Freiburger Personen finden.

In einem lokalgeschichtlichen Forschungsprojekt wurde diesen Hinweisen nachgegangen sowie eine weitere Spurensuche unternommen. Als vorrangige Quellenbasis dienen die relevanten Archiv- und Bibliotheksbestände des IGPP, entsprechende Überlieferungen in den Freiburger Kommunal- und Regionalarchiven sowie vor allem die zeitgenössische Presseberichterstattung.

Die zu erstellende Topographie soll Orte im Stadtgebiet kartieren, die sich mit dem Thema „Okkultes Freiburg“ in Verbindung bringen lassen. Darunter zählen etwa Veranstaltungsorte von Aufführungen und Vorträgen, Orte von Experimenten, Wohnsitze bekannter Okkultist/innen oder Wissenschaftler/innen oder die Sitze einschlägiger Verlage und Buchhandlungen. Schwerpunkt sollen wissenschafts-, medien- und sozialgeschichtliche Kontexte sein.

Ziele des Forschungsprojektes waren: 

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Entstanden ist darüber hinaus ein wissenschaftlicher Sammelband, der u.a. ausgewählte Arbeiten der Studierenden enthält.

Das Projekt wurde in Kooperation mit Prof. Dr. Sylvia Paletschek und Dr. Anna Lux (Historisches Seminar Universität Freiburg) sowie mit dem Freiburger Stadthistoriker Günther Klugermann durchgeführt. In diesem Kontext war das Projekt in den DFG-Verbund „Gesellschaftliche Innovation durch nichthegemoniale Wissensproduktion: ‚Okkulte‘ Phänomene zwischen Mediengeschichte, Kulturtransfer und Wissenschaft 1770 bis 1970“ integriert.

Die Ergebnisse des Projekts werden gelegentlich in Form von thematischen Stadtführungen der Öffentlichkeit präsentiert.  Davon ausgehend wird die Recherche nach weiteren lokalgeschichtlichen Aspekten sowie deren Dokumentation und Aufarbeitung kontinuierlich fortgesetzt.

Impressionen von den Stadtrundgängen

Fotos: © IGPP

Projektmitarbeiter

Publikationen und Vorträge

Publikationen:

Schellinger, U. (Hrsg.) (2017). locus occultus. Heilender, populärer und wissenschaftlicher Okkultismus in Freiburg 1900 bis 1945. Heidelberg u.a.: Verlag Regionalkultur.

Günther Klugermann, G., Lux, A. & Schellinger, U. (Hrsg.) (2015). Okkultes Freiburg. Ereignisse – Personen – Schauplätze. Kassel: Herkules Verlag.

Internetseite zum Thema: „Okkultes Freiburg“

Vorträge zum Thema:

Zahlreiche thematische Stadtführungen mit verschiedenen Gruppen

Uwe Schellinger: Magnetopathen, Hellseher und Spiritisten: Okkultismus in Freiburg 1880 bis 1945. Breisgau-Geschichtsverein Schau-ins-Land, Freiburg, 19.3.2018.

Uwe Schellinger/Günther Klugermann/Studierende des Historischen Seminars: Freiburg – locus occultus? Ein Stadtrundgang zu ungewöhnlichen Facetten der Freiburger Sozial- und Wissenschaftsgeschichte (1880-1945). IGPP-Kolloquium, Freiburg, 23.7.2014.