Spiritualität und Gesundheit

Transkulturelle Perspektiven

Einführung

Während der vergangenen Jahrzehnte wurde eine Fülle von psycho-spirituellen Lehren und transformativen Praktiken aus unterschiedlichsten zeitlichen Epochen und weltanschaulich-kulturellen Kontexten für eine breite Öffentlichkeit leicht zugänglich. Derlei Deutungssysteme und Praktiken haben mittlerweile in vielerlei Gestalt Eingang in unsere post-modernen westlichen Gesellschaften gefunden und nehmen Einfluss auf unser tägliches Leben.

Der Schwerpunkt „Transkulturelle Perspektiven“ befasst sich mit den Akteuren, Verläufen und Motiven, die den Transfer von spirituellen Deutungssystemen und Praktiken in moderne westliche Gesellschaften maßgeblich geprägt haben. Die entsprechenden Anpassungsprozesse in ein neues kontextuelles Umfeld sind dabei vielmals mit sowohl Potenzialen, als auch Herausforderungen verbunden.

Der Forschungsschwerpunkt „Transkulturelle Perspektiven“ widmet sich folgenden Fragen:

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Publikationsprojekt: Transcultural Flows of Yoga

Beim sogenannten „Kundalini-Erwachen“ handelt es sich um einen spirituell-transformativer Prozess, der in der indischen Yoga-Tradition beschrieben wird. Dabei ist im traditionellen Verständnis von solchen Prozessen das Konzept einer feinstofflichen Lebensenergie von zentraler Bedeutung. Unter dem Begriff des „Kundalini-Erwachens“ oder „Kundalini-Syndroms“ werden mittlerweile auch spezifische Erscheinungsformen spiritueller Krisen thematisiert, die in westlichen Gesellschaften zunehmend auftreten. Das hierzu durchgeführte Publikationsprojekt befasst sich mit der Frage, wie Vertreter der Psychologie im Laufe der Geschichte das Konzept der Kundalini untersucht und reflektiert haben, und welchen Einfluss dies auf das aktuelle Verständnis und die Diagnose von spirituellen Krisen genommen hat. Anhand dieses Beispiels soll veranschaulicht werden, welchen Einfluss kulturgebundene Konzepte und Praktiken auf die Psychologie und insbesondere auf ihre praktischen Anwendungen in der Psychotherapie und Psychodiagnostik haben.

Am Beispiel des Kunḍalini-Erwachens lassen sich die spezifischen Herausforderungen und Anpassungsprozesse sehr gut verdeutlichen, die mit der transkulturellen Verbreitung von spirituellen Wissensbeständen und Praktiken verbunden sind. Ebenso werden einige der wichtigsten Entwicklungen in der Psychologie, Psychotherapie und Psychodiagnostik herausgearbeitet, die in jüngster Zeit als Reaktion auf die Notwendigkeit einer stärkeren Berücksichtigung von Weltanschauungen und kulturspezifischen Deutungsmustern im psychotherapeutischen Kontext sowie als Folge der kulturübergreifenden Begegnung von gesundheits- und entwicklungsbezogenen Konzepten und Methoden entstanden sind.

Dieses Publikationsprojekt basiert auf dem Treffen einer interdisziplinären Gruppe von Fachleuten, zu den spezifischen Formen des gegenwärtigen Yoga in einer globalisierten Welt, am Karl Jaspers Centre for Advanced Transcultural Studies der Universität Heidelberg. Der daraus hervorgegangen Sammelband zur transkulturellen Verbreitung des Yoga im zwanzigsten Jahrhundert wurde publiziert in der Reihe “Transcultural Research – Heidelberg Studies on Asia and Europe in a Global Context”.

Kooperation

Veröffentlichungen

Hofmann, L. (2013). The Impact of Kundalini Yoga on Concepts and Diagnostic Practice in Psychology and Psychotherapy. In: B. Hauser (Ed.), Yoga Traveling: Bodily Practice in Transcultural Perspective. Transcultural Research: Heidelberg Studies on Asia and Europe in a Global Context. (S. 81–106). Springer.

Hofmann, L. (2017). Das Kundalini-Phänomen und andere vegetativ-energetische Störungen. In: L. Hofmann & P. Heise (Hrsg.), Spiritualität und spirituelle Krisen. Handbuch zu Theorie, Forschung und Praxis (S. 215–232). Schattauer.

Hofmann, L. (2013). Kundalini-Erfahrungen (Experteninterview). In: U. Ott, Yoga für Skeptiker. Ein Neurowissenschaftler erklärt die uralte Weisheitslehre (S. 232–245). O. W. Barth.