Gesellschaft – Wissen – Diskurse

Women and Parapsychology Revisited

1991 organisierte die Parapsychology Foundation eine internationale Konferenz zum Thema „Frauen und Parapsychologie“ [Women and Parapsychology] in Dublin/Irland. Sie befasste sich mit Fragen der wissenschaftlichen Laufbahn, der Veröffentlichung von Artikeln, mit den Beiträgen und Erfahrungen von Frauen auf diesem Gebiet, der Rolle der Frauen in der Geschichte der Parapsychologie und feministischen Ansätzen in der Psi-Forschung.

30 Jahre nach dieser Konferenz wollten wir Forscherinnen nach ihren gegenwärtigen Erfahrungen als Frauen im Forschungsfeld der Parapsychologie und der Anomalistik befragen und eine Einschätzung der Situation erlangen. Dazu gestalteten wir eine Online-Umfrage, die Daten zum wissenschaftlichen Werdegang, zur Veröffentlichung von Artikeln, zu Beiträgen auf dem Gebiet der Parapsychologie bzw. Anomalistik und zu spezifischen geschlechtsspezifischen Erfahrungen erhob.

30 Frauen füllten den Fragebogen aus. Es handelte sich um eine selektive, nicht repräsentative Stichprobe mit einem hohen Durchschnittsalter (58,5 Jahre, SD: 15,5 Jahre) und Bildungsniveau (73% haben einen Ph.D.). Aufgrund dieser Einschränkungen lieferte die Umfrage keine vollständige Klarheit darüber, ob sich die Parapsychologie im Hinblick auf den Status und die Situation von Frauen von anderen Disziplinen unterscheidet. 53,3% der befragten Frauen bejahten, dass sie Hindernisse auf Grund ihres Geschlechts in ihrem Berufsfeld erfahren, während nur 23,3% dies verneinten. Einige Aspekte sind mit der Situation von Frauen in anderen Forschungsbereichen vergleichbar. Wie allgemein in der Wissenschaft werden Frauen tendenziell schlechter bezahlt, sie müssen sich mehr anstrengen, um von ihren männlichen Kollegenernst genommen zu werden, was ihre Karriere verlangsamen kann, dazu kommen Unterbrechungen der Karriere durch Kindererziehung, größere
Schwierigkeiten, Beruf und Familie unter einen Hut zu bringen und ähnliches.

Wir fanden einen relativ geringen Anteil (10 %) von Frauen, die über sexuelle Einschüchterung oder Belästigung im Bereich der Parapsychologie berichteten. Die allgemeinen Finanzierungsprobleme in der Parapsychologie sind für Frauen aufgrund der zusätzlichen Kindererziehungspflichten und der weniger institutionalisierten Forschung vermutlich noch größer.

Einige Befunde führen zu der These, dass nicht unbedingt der Gender-Aspekt für unhöfliches und unangemessenes Verhalten männlicher Kollegen verantwortlich ist, sondern vielmehr eine tendenziell größere Offenheit der Forscherinnen für Weltanschauungen und heterodoxe Forschungsgegenstände außerhalb des wissenschaftlichen Mainstreams. Diese These muss in weiteren Studienvalidiert werden. Da wir neben quantitativen Daten auch qualitative Daten erhoben hatten, konnte trotz fehlender Vergleichswerte aus zurückliegenden Jahren bzw. aus anderen Disziplinen ein informatives Bild gewonnen werden.

Zusätzlich zu dieser Online-Umfrage wurde eine von den Gastherausgeberinnen Cedar S. Leverett und Nancy L. Zingrone betreute Sonderausgabe der Zeitschrift für Anomalistik diesem Thema gewidmet, die im Dezember 2022 erschien.

Weiterhin wurde ein von der Parapsychological Association ausgerichtetes Online-Symposium Women and Parapsychology Revisited organisiert und moderiert.

Flyer zur Veranstaltung "Women and Parapsychology Revisited"
Projektmitarbeiter
Publikationen

Mayer, G., Leverett, C. S., & Zingrone, N. L. (2022). Women and Parapsychology 2022 – An Online Survey. Journal of Anomalistics / Zeitschrift für Anomalistik, 22(2), 465–498. https://doi.org/10.23793/zfa.2022.465