Berichte über eigenartige Himmelserscheinungen geben den Menschen seit Jahrhunderten Rätsel auf und werden spätestens seit Mitte des 20. Jahrhunderts als UFOs (unidentifizierte fliegende Objekte) auch im Sinne außerirdischer Raumschiffe gedeutet. Aufgrund der Vielzahl der Ereignisse, die seither mit dem UFO-Thema in Verbindung gebracht wurden, einer teilweise intensiven gesellschaftlichen Rezeption der Thematik und damit einhergehender wissenschaftlicher sowie gesellschaftlicher Kontroversen spielen UFOs innerhalb der anomalistischen Forschung eine bedeutsame Rolle.
Gesellschaft – Wissen – Diskurse
Reflexive UFO-Forschung
Ein wiederkehrender Befund in der inzwischen über 75 Jahre umfassenden Geschichte der UFO-Forschung besteht darin, dass für einen gewissen Prozentsatz gemeldeter UFO-Sichtungen keine abschließenden Erklärungen gefunden werden konnten. Ob diese Fälle auf anomale Phänomene, gar extraterrestrische Technologie hinweisen oder bei ausreichender Daten- und Informationslage ebenfalls einer konventionellen Erklärung zugeführt werden könnten, ist seit Beginn der UFO-Forschung Gegenstand kontroverser Diskussionen.
Unbestritten ist hingegen der popkulturelle Einfluss der Thematik. Das UFO-Phänomen hat sich seit Mitte des 20. Jahrhunderts tief in der Popkultur verankert und dient als Sinnbild für diverse kollektive Ängste, Hoffnungen, Zukunftsvisionen und Verschwörungstheorien.
Die am IGPP eingenommene Forschungsperspektive auf das UFO-Phänomen folgt den Leitsätzen, dass (a) (vorerst) als anomal geltende Phänomene eine erhöhte Chance auf die Erlangung neuartiger Erkenntnisse bieten, (b) die soziale Stigmatisierung und öffentliche Ablehnung eines bestimmten Erfahrungs- und Phänomenbereichs dessen Untersuchung gerade nicht entgegenstehen sollte und (c) der Ausschluss von Spontanphänomenen aufgrund ihrer besonderen Charakteristika oder methodischer Probleme bei deren Untersuchung den Grundprinzipien der Wissenschaft widerspricht.
Bereits vor einigen Jahren wurde am IGPP das Forschungsparadigma der reflexiven UFO-Forschung entwickelt. Gemeint ist damit eine UFO-Forschung, die die folgenden, mit der Thematik verbundenen Faktoren bewusst reflektiert und systematisch in ihre Fragestellungen, Methodologie und Forschungsorganisation mit einbezieht:
Die erkenntnistheoretischen Besonderheiten des untersuchten Phänomens und die damit verbundenen methodischen Probleme
Die riskanten medialen und (wissenschafts-)politischen Rahmenbedingungen der Thematik
Die kaum auflösbare Verschränkung zwischen subjektiven Evidenzen, wissenschaftlichen Daten und gesellschaftlichen Diskursen in Bezug auf das UFO-Phänomen
Projektmitarbeiter
Publikationen und Medienbeiträge
Nahm, M., & Anton, A. (2024). PSI & UAP. Overeenkomsten en verschillen tussen niet-geïdentificeerde anomale fenomenen en paranormale verschijnselen. Tijdschrift voor Parapsychologie en Bewustzijnsonderzoek, 1, 4–10.
Schetsche, M. & Anton, A. (2024). Wer vertritt die Menschheit, wenn wir von Ausserirdischen entdeckt werden? Gastbeitrag für Schweizer Monat. 15. Juli 2024.
Anton, A. (2023). Editorial: How Space is Getting Closer to Us. Journal of Anomalistics 23 (2), 258-269. http://dx.doi.org/10.23793/zfa.2023.258
Anton, A. (2023). Whistleblower David Grusch und die Ufo-Debatte. Gastbeitrag für Cicero. 10. August 2023.
Anton. A. (2023). Ohne Beweise bleiben auch Gruschs UAP-Behauptungen reine Spekulation. Gastbeitrag für Focus Online. 01. August 2023.
Anton, A. (2023). Rezension zu Wiechmann, Gerhard. (2022). Von der deutschen Flugscheibe zum Nazi-UFO. Metamorphosen eines medialen Phänomens (1950-2020). theologie.geschichte. Zeitschrift für Theologie und Kulturgeschichte. https://doi.org/10.48603/tg-2023-rez-11
Nahm, M. (2023). Concordant deviance: Commonalties of unidentified anomalous phenomena (UAP) and psi phenomena. Journal of Anomalistics, 23(2), 170–190. https://doi.org/10.23793/zfa.2023.270
Anton, A., & Vugrin, F. (2022). UFOs exist and everyone needs to adjust to that fact. Journal of Anomalistics, 22, 18–35. https://doi.org/10.23793/zfa.2022.18
Anton, A. (2021). Die UFOs, die haben doch nicht den Sozialismus gemieden!“ Das UFO-Thema in der DDR. Journal für UFO-Forschung, 42(254), 48–61.
Anton, A. (2019). UFO Research. In G. Mayer (Hrsg.), N equals 1. Single Case Studies in Anomalistics (S. 133–150). Lit-Verlag.
Anton, A., & Ammon, D. (2015). UFO-Sichtungen. In G. Mayer, M. Schetsche, I. Schmied-Knittel, & D. Vaitl (Hrsg.), An den Grenzen der Erkenntnis. Handbuch der wissenschaftlichen Anomalistik (S. 332–345). Stuttgart.
Anton, A. (2013). Zur (Un-)Möglichkeit wissenschaftlicher UFO-Forschung. In M. Schetsche & A. Anton (Hrsg.), Diesseits der Denkverbote. Bausteine für eine reflexive UFO-Forschung (S. 49–77). Lit-Verlag.
Anton, A., Hövelmann, G. H., & Schetsche, M. (2013). Manifest für eine reflexive UFO-Forschung. In M. Schetsche & A. Anton (Hrsg.), Diesseits der Denkverbote. Bausteine für eine reflexive UFO-Forschung (S. 261–264). Lit-Verlag.
Schetsche, M., & Anton, A. (Hrsg.). (2013). Diesseits der Denkverbote. Bausteine für eine reflexive UFO-Forschung. Lit-Verlag.