Die Anomalistikforschung, also die Forschung in den Grenzgebieten der Wissenschaft, unterscheidet im Hinblick auf wissenschaftliche Standards und Methodik nicht von anderen Forschungsfeldern oder akademischen Disziplinen. Dennoch unterliegt sie spezifischen Bedingungen, die sie zu dem machen, was man als „High-Risk-Forschung“ bezeichnen kann – und zwar aus zwei Gründen: (1) Sie beschäftigt sich mit Phänomenen, deren ontologischer Status unklar und zum Teil höchst umstritten ist. (2) Dieser
ungesicherte ontologische Status kann zur Ablehnung – bis hin zum generellen Abstreiten der Daseinsberechtigung – dieses Forschungszweigs innerhalb der Scientific Community führen.
Die besondere Natur der Phänomene erfordert ggf. interdisziplinäre, multidisziplinäre und auch multimethodische Zugänge, was eine besondere fachliche Flexibilität und Offenheit wünschenswert und eine sozialwissenschaftlich informierte Sichtweise notwendig macht, aus der spezifische Grundsätze für die Erforschung außergewöhnlicher Erfahrungen und Phänomene folgen. Wir bezeichnen diesen Ansatz als reflektive Anomalistik. Das bestimmende Adjektiv „reflexiv“ kennzeichnet dabei eine Forschungsprogrammatik, die sich