Referent
Universitätsklinik für Psychiatrie und Psychotherapie
Bern, Schweiz.
Zusammenfassung
Im Projekt „Experimental Concert Research“ wurden elf öffentliche klassische Konzerte organisiert, die Kammermusik von Ludwig van Beethoven, Brett Dean, und Johannes Brahms präsentierten. Ein Ziel des Projektes war es, die Reaktionen von Zuhörer im Publikum zu erheben und analysieren, sowie den Einfluss der Inszenierung von Konzerten zu untersuchen. Meine primäre Fragestellung an die umfangreichen Daten war, ob die gemeinsam gehörte Musik die physiologischen Rhythmen der Zuhörer synchronisieren würde, und ob das Ausmaß des jeweiligen Mitgehens einer Person dem mit ästhetischen Erleben und emotionalen Reaktionen verknüpft sein würde. Beides betrifft das „Embodiment“ des ästhetischen Erlebens. Physiologische Masse (Herzaktivität, elektrodermale Aktivität, Atmung) von insgesamt fast 700 Teilnehmern wurden erhoben. Um die Synchronie zu berechnen, wurde eine eingeführte Methode (Surrogatsynchronie, SUSY) verwendet. Das Ausmaß der Synchronisierung jeder Person wurde mit den verschiedenen Aspekten des subjektiven Erlebens assoziiert. Es ergaben sich Belege für die signifikante Synchronisierung der physiologischen Variablen im Publikum sowie verschiedene Zusammenhänge dieser Synchronie mit Emotion, Erleben und Persönlichkeitszügen der Zuhörer. Die Ergebnisse sprechen insgesamt dafür, dass Musik neben dem subjektiven Erleben auch konkrete körperliche Auswirkungen hat: ästhetisches Erleben ist verkörpert.